Vizepräses: „Sonntag ist mir heilig“ / Erklärung an Minister übergeben Demo vor dem Landtag: Allianz wehrt sich gegen Sonntagspläne der Regierung
Kreis · Mit klaren Worten hat die Allianz für den freien Sonntag die nordrhein-westfälische Landesregierung aufgefordert, auf die geplante Verdoppelung der verkaufsoffenen Sonntage von vier auf acht pro Jahr zu verzichten.
"Mit der von der Landesregierung vorgesehenen weiteren Aufweichung des im Grundgesetz und in der Landesverfassung NRW festgeschriebenen Sonntagsschutzes über das geltende Ladenöffnungsgesetz NRW hinaus vollzieht sich eine zunehmende wirtschaftliche Verzweckung aller Lebensbereiche, die wir ablehnen", heißt es in einer Erklärung, die Vertreterinnen und Vertreter der Allianz am Nachmittag (vgl. Sperrfrist!) bei einer Demonstration vor dem Landtag in Düsseldorf an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) übergaben.
Dabei gehe es der Allianz für den freien Sonntag, die von Gewerkschaften und kirchlichen Arbeitnehmergruppen getragen wird, sowohl um den Schutz des Sonntags für Gottesdienstzeiten wie auch um den Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, so die Erklärung: "Es geht uns darum, den kulturellen Rhythmus zwischen Arbeit und Ruhe um der Menschen willen zu erhalten und den Menschen eindeutig in den Mittelpunkt des Wirtschaftens zu stellen."
Der Sonntag ermögliche es dem Menschen, sich auf Wesentliches im Leben zu besinnen. Er biete Zeit für gemeinsame kulturelle oder sportliche Veranstaltungen, für den Besuch der Gottesdienste und die Pflege von freundschaftlichen und familiären Beziehungen. "Gerade der Sonntag erinnert daran, dass Menschen nicht nur zur Arbeit geschaffen sind und ihre Würde nicht an ihrer Leistung hängt. Der Sonntag trägt dazu bei, dass Menschen Zeit für sich selbst und für andere haben — geschenkte Zeit, die nicht unter dem Druck des Ökonomischen steht. Dem gemeinsamen Ruhetag kommt im Wochenrhythmus eine besondere, heilsame Bedeutung zu, weil er eine Struktur schafft und den Arbeitsalltag unterbricht", heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Unterstützung von den evangelischen Landeskirchen
Unterstützung gibt es auch von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche. Für sie sprach bei der Kundgebung der rheinische Vizepräses Christoph Pistorius und erinnerte an die biblischen Wurzeln des Sonntags als Ruhetag: "Wir verdanken diese Idee, dass der Mensch seine Arbeit nach sechs Tagen unterbricht, um einen Tag zu ruhen, ursprünglich dem jüdischen Glauben. Und die Christen haben diesen Ruhetag vom jüdischen Glauben geerbt. Für Christen wurde aus dem jüdischen Sabbat der Sonntag. Sechs Tage Arbeit und ein Tag Ruhe — diese Einteilung der Woche ist Bestandteil einer jüdisch-christlichen Kultur."
Dies sei eine Kultur, die das Zusammenleben über Jahrtausende geprägt und daher auch Eingang in das Grundgesetz gefunden habe. "Der Sonntag ist ein Kulturgut unserer Gesellschaft, an dem ich festhalten möchte, weil ich es für wertvoll halte: für jede Frau und jeden Mann, für Schülerinnen und Schüler, für jeden Menschen. Ob er oder sie sich auf diese Wurzeln beruft oder nicht", so Christoph Pistorius und forderte die Landesregierung auf, die mit dem sogenannten Entfesselungspaket I verbundene "Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes nicht noch weiter voranzutreiben".
Weiter erklärte Vizepräses Pistorius: "Ich halte es auch für falsch, wenn wir Menschen noch mehr darauf reduziert werden sollen, Konsumenten und Einkäuferinnen und Shoppende zu werden. Der Mensch ist mehr als Kunde und Konsument. Und deshalb ist mir der Sonntag — als Unterbrechung der Arbeitspflicht und der Konsumentenpflicht — wichtig. Sonn- und Feiertagsschutz ist keine Last, von der ich befreit oder unsere Gesellschaft entfesselt werden muss. Der Sonntag ist mir — in kirchlicher Sprache: heilig."
Die Allianz für den freien Sonntag
Gründungsmitglieder der Allianz für den freien Sonntag sind: die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB), die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die Katholische Betriebsseelsorge, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt der Evangelischen Kirche in Deutschland (KDA) und der Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen e. V. Unterstützt werden sie durch die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und die Lippische Landeskirche, Kolping NRW und weitere Verbände und Organisationen, die die Anliegen der Allianz für den freien Sonntag mittragen.
#unserSonntag ist uns #heilig
Im Einsatz gegen die Pläne der schwarz-gelben Landesregierung hat die Evangelische Kirche im Rheinland u. a. die Mitmachaktion #unserSonntag ist uns #heilig in den Sozialen Medien gestartet (http://unsersonntag.ekir.de/).