Das KHG bezieht Flüchtlinge mit in den Unterricht ein Emotionaler Unterricht

Mettmann · Das Konrad-Heresbach- Gymnasium hat den Begriff der "Willkommenskultur" jetzt mit wirklichem Leben gefüllt.

Schüler und Lehrer des KHG berichteten von ihren Begegnungen mit den Migranten.

Foto: TB

Bereits seit Mai sind in der angrenzenden Turnhalle Flüchtlinge untergebracht und in den Sommerferien wurde die zweite Halle ebenfalls belegt. Eine schwierige Situation, jedoch kein Grund für Schüler und Lehrer, schwarz zu sehen. Inzwischen wurde ein regelrechtes Netzwerk zwischen Schule und Flüchtlingen aufgebaut. Neben einem bereits sehr erfolgreichen Fußballturnier vor wenigen Wochen lud Schulleiter Rudolf Kirschner nun junge Flüchtlingsmänner in den Unterricht der Oberstufe ein.

"Die Caritas hat als Vermittler fungiert und es haben sich schnell eine kleine Gruppe von fünf bis sechs Männern bereit erklärt, über ihre Geschichte im Unterricht zu sprechen", sagt der Schulleiter. Rund 170 Schüler haben dem Schicksal der Flüchtlinge in unterschiedlichen Schulstunden folgen können. "Über 14 Tage hinweg fand dieser besondere Unterricht statt." Eine Zeit, die bei Lehrern und Schüler gleichermaßen in Erinnerung geblieben ist.

"Die Flüchtlinge haben von den Leben in ihren Heimatländern berichtet. Einer war Student, ein anderer Bauarbeiter und einer hat auf einer Farm geholfen", sagt Sören Hannsen. Der Schüler fand besonders die Berichte von der langen und anstrengenden Flucht sehr ergreifend. "Einer der Flüchtlinge hat berichtet, dass sie sieben Tage durch die Wüste mussten. Dabei sind zahlreiche Menschen gestorben."

Auch die schlimmen Schicksale der anderen Gruppenmitglieder sorgten bei den Schülern und Lehrern für Bestürzung. "In Syrien ist eine ganze Stadt mit über 3000 Bewohnern einfach ausgerottet worden. Die IS hat ganze Schulen und andere Gebäude einfach geschlossen oder zerstört", berichten die Schüler.

Doch auch von ihrer Zeit in Mettmann und dem Leben in einer Flüchtlingsunterkunft konnten die jungen Männer eine Menge erzählen. "Es geht in so Turnhallen nicht immer friedlich zu, aber das ist bei dem Leben auf kleinstem Raum sicher nachvollziehbar", sagen die Schüler. "Trotzdem sind sie dankbar, in Sicherheit zu sein." Auch der Alltag der Flüchtlinge gestaltet sich mittlerweile wesentlich angenehmer als noch vor wenigen Monaten. "Durch Tagesabläufe wie Deutschkurse oder Sportangebote ist der Alltag für die Menschen nicht mehr so langweilig", sagt Lehrer Holger Baier. "Die Langeweile war für viele Flüchtlinge anfänglich ein großes Problem."

In Zukunft plant Schulleiter Rudolf Kirschner noch weitere Begegnungen mit den jungen Männern, die aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak stammen. "Es wird noch eine Veranstaltung für das Kollegium stattfinden und wir planen, das Angebot auch auf die Mittelschüler auszuweiten. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Lehrern und Eltern."