Die Verstecke der Stromfresser
Mettmann · Energieberater spüren unentdeckte Kostentreiber im Haushalt auf.
Beim Blick auf hohe Stromrechnungen sind Mieter und Eigenheimbesitzer vielerorts ratlos, woher der hohe Verbrauch resultieren kann. "Die Gründe für einen hohen Verbrauch sind jedoch meistens völlig plausibel", weiß Anette Hoffmeister, Energieberaterin der Verbraucherzentrale in Velbert: "Der oft vermutete Stromklau, defekte Leitungen oder falsches Ablesen sind nur in seltenen Fällen die Ursache. Viel öfter kommen Unkenntnis oder Fehlverhalten zum Tragen."
Die Expertin schildert aus der Beratungspraxis Erfahrungen mit den größten versteckten Energiefressern:
Reinliche Teenager
Wird Warmwasser über einen Durchlauferhitzer erzeugt, schlagen zehn Minuten Duschen durchschnittlich mit einem Euro zu Buche. "Erfahrungsgemäß nutzen Jugendliche die Dusche besonders häufig. Wer die Zahl der im Haushalt befindlichen Teenager mit der Anzahl ihrer täglichen Duschgänge multipliziert und aufs Jahr hochrechnet, kann einen Teil des Stromverbrauchs damit erklären", weiß Anette Hoffmeister.
Wasserbett und Co
Wasserbett(en), Luftentfeuchter und alte Kühl- oder Gefrierschränke sind im Dauerbetrieb Kostenschleudern. Und werden aufgrund dezentraler Standorte und kontinuierlichen Einsatzes gern "vergessen", wenn es um den Verbrauch geht. "Wenn so ein Gerät notwendig ist, prüfen Sie, ob der Betrieb per Zeitschaltuhr oder Geräteeinstellung geregelt werden kann", empfiehlt die Energieberaterin.
Zuheizen mit Strom
Wer dauernd in zugigen oder feuchten Räumen wohnt, wird erfinderisch. Da werden neben Heizlüfter, Heizdecke und Infrarotheizung sogar Herd oder Backofen genutzt, um Wohlfühltemperaturen zu erzeugen. Diese werden jedoch mit teurem Haushaltsstrom betrieben. "Grund für den geringen Wohnkomfort sind in der Regel schlecht gedämmte Gebäudehüllen, veraltete Heizsysteme oder Nachtspeicheröfen. Wer nicht modernisieren kann, sollte einen Umzug erwägen", empfiehlt die Energieberaterin.
"Das war schon so"
Vorhandene Geräte werden oft unbesehen vom Vormieter oder Voreigentümer übernommen. In Küche und Keller lohnt es sich, die vorhandenen Geräte zur Erwärmung von Wasser unter die Lupe zu nehmen und Funktionsweise sowie Bedienung zu untersuchen. "Oft hilft das Herunterregeln einer zu hohen Einstellung, der Einsatz einer Zeitschaltuhr oder das Abschalten eines überflüssigen Zweitgeräts, die Stromkosten zu verringern", rät die Energieberaterin.
"Das rote Lämpchen an der Steckerleiste schreckt Einbrecher ab"
In vielen Haushalten werden Steckerleisten genutzt. Viele Steckerleisten werden dann aber nicht abgeschaltet. Zum Beispiel als Einbruchschutz — meist aber aus Vergesslichkeit. "Wer TV- und Multimediageräte nebst Spielkonsole und Musikanlage an einer Steckerleiste vereint, hat gute Absichten, aber noch nicht viel erreicht. Der Stand-by-Verbrauch der Geräte wird erst durch das Abschalten gekappt", weiß die Expertin.
"Die Heizung geht kaputt, wenn sie nicht das ganze Jahr läuft"
Entgegen einer verbreiteten Annahme darf die Heizung oder Therme im Sommer auf Sommer- oder Warmwasserbetrieb abgesenkt werden. Dadurch arbeitet die Umwälzpumpe weniger und verbraucht auch weniger Strom. Auch Wasserpumpen oder Teichpumpen arbeiten ganzjährig meist unbemerkt. "Der ständige oder Non-Stop-Betrieb von vor allem älteren Pumpenmodellen macht sich in der Stromrechnung deutlich bemerkbar. Hier hilft erneuern, abschalten oder Alternativen suchen, " empfiehlt die Energieberaterin. "Im Garten kann zum Beispiel auf eine Solar-Pumpe ausgewichen werden."
Wer den Grund für einen hohen Stromverbrauch ermitteln lassen möchte, lässt einen Energie-Experten der Verbraucherzentrale kommen. Der einstündige Basis-Check kostet 10 Euro, Transferleistungsempfänger sind entgeltbefreit. Terminannahme bei der Beratungsstelle in Velbert unter 02051-80 90 181 oder unter www.vz-nrw.de/energieberatung. Die Beratung wird gefördert vom Ministerium für Wirtschaft und Energie.