Der „Kahlschlag“ ist dem Feuersalamander und der Zauneidechse gut bekommen
Mettmann · Viele werden sich noch an die heftig geäußerte Kritik erinnern als 2014 im westlichen Neandertal auf einer etwa zwei Hektar großen Fläche nahezu alle Bäume gefällt wurden. Kritiker nannten die im Rahmen der Verkehrssicherung durchgeführte Maßnahme "Kahlschlag" und fürchteten um den Bestand des Feuersalamanders und der Zauneidechse genauso wie um die Brutplätze der Vögel.
Verantwortlich für die Verkehrssicherung sind die Eigentümer der Grundstücke, zu denen die Regiobahn GmbH, Straßen NRW, der Kreis Mettmann und private Besitzer gehören. Auf die geäußerte Kritik reagierte der Kreis Mettmann 2014 und initiierte einen Runden Tisch. Vereinbart wurde dabei ein auf zwei Jahre angelegtes faunistisches Monitoring, bei dem die Entwicklung des Bestands an Feuersalamandern, Zauneidechsen und Brutvögeln in einem kartierten Bereich dokumentiert werden sollte. Teile dieses Bereichs unterliegen unterschiedlichem Schutz wie Naturschutz, Landschaftsschutz bis hin zum geschützten Biotop an der Kalksinterquelle, die mit ihren Sintertreppen und angelegten Staustufen dem selten gewordenen Feuersalamander eine ideale Stätte zur Vermehrung bietet.
Die Ergebnisse der zweijährigen Beobachtungen legte die von der Unteren Landschaftsbehörde beauftragte Biologische Station Haus Bürgel am Dienstag vor.
"Kritiker befürchteten, dass die Feuersalamander verschwinden, weil die Kalksinterquelle nicht mehr im Schatten liegt und die bemoosten Flächen austrocknen", erinnert sich Klaus Adolphy von der Unteren Landschaftsbehörde an die Gespräche des Runden Tischs. Zum Schutz des Feuersalamanders hat die Regiobahn GmbH als Eigentümerin der Quelle hier Anfang 2015 Gehölze gepflanzt, um den Quellbereich stärker zu beschatten.
Holger Pieren von der Biologischen Station Haus Bürgel erklärt die Kartierung im Rahmen des Monitorings. "Der Feuersalamander steht nicht auf der roten Liste für bedrohte Tierarten, aber wir kommen unserer Verantwortung für den Erhalt der Art hier nach", beschreibt er das Vorgehen.
Anja You, Biologin und Gutachterin, erfasste und dokumentierte die Entwicklung vor Ort. Für die nachtaktiven Feuersalamander musste sie sich nach Einbruch der Dunkelheit auf den Weg machen. Ausgewachsene Tiere bekommt man nur sehr selten zu Gesicht. Anzahl und Entwicklung der Larven im Quellbereich lassen jedoch Rückschlüsse auf die Gesamtpopulation zu.
Der Entwicklungszyklus des Feuersalamanders von der Larve bis zum Landgang kann abhängig von Nahrungsangebot und Klima sehr lang sein. Die Biologin konnte bei ihren Begehungen insgesamt 389 Larven aus den Jahren 2014 und 2015 zählen. Auf dieser Grundlage kann man von 50 bis 100 ausgewachsenen Feuersalamandern ausgehen.
Anja You konnte während ihrer Begehungen auch zwei Zauneidechsen sichten, deren Bestand insgesamt als stark gefährdet eingestuft wird. Deren typische Lebensräume sind trockene, wenig bewachsene und sonnige Plätze, für die auch künftig gesorgt werden muss. Dazu gehören der freigestellte Kalksteinfelsen, genauso wie ein Böschungsbereich entlang der Mettmanner Straße, der zweimal jährlich gemäht werden sollte, und regelmäßig freigeschnittene Flächen im Bereich Hunnskurve, Laubacher Steinbruch und an der Zufahrt zum Kalkwerk.
Im Ergebnis des Monitorings konnten keine seltenen oder besonders schützenswerte Brutvogelarten ausgemacht werden. Anja You versichert aber lachend: "Ich werde auch bei künftigen Begehungen hören, ob was ruft."
Die gesamten Ergebnisse des Faunistischen Monitorings werden auch den Teilnehmern des Runden Tischs, der 2017 wieder tagen soll, als Broschüre zur Verfügung gestellt. Die Broschüre enthält unter anderem eine Liste aller festgestellten Brutvögel im Untersuchungsgebiet.