Studie: Fachärztemangel in Nordrhein-Westfalen besser im Griff als bundesweit
Kreis · Zu wenig und zu schlecht verteilte Fachärzte sorgen in Deutschland für lange Wartezeiten auf einen Termin und weite Wegstrecken zu den Praxen. Jeder fünfte Deutsche, der in den vergangenen fünf Jahren in fachärztlicher Behandlung war, musste einen Monat oder länger auf einen Termin warten.
Im Vergleich zur gesamten Republik bewältigt Nordrhein-Westfalen den Fachärztemangel deutlich besser: Hier musste sich nur jeder Sechste länger als vier Wochen gedulden. Und wer einen Termin hat, erreicht die Praxis auch in kürzerer Zeit. Das zeigt die aktuelle Studie "Gesundheitsversorgung 2016" der pronova BKK, für die 1.639 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt wurden, darunter durch regionale Aufstockung 500 aus Nordrhein-Westfalen.
88 Prozent der Nordrhein-Westfalen haben in den vergangen fünf Jahren eine fachärztliche Praxis aufgesucht, wie zum Beispiel für Kardiologie, Orthopädie oder Psychiatrie, Frauen-, Kinder- oder Augenheilkunde. Vier von zehn dieser Patienten und Patientinnen mussten entweder überhaupt nicht oder weniger als eine Woche auf einen Termin warten. Bundesweit trifft dies nur auf rund ein Drittel zu. Und während die Deutschen insgesamt durchschnittlich 22,4 Minuten zu ihrer Facharztpraxis unterwegs sind, benötigen die Nordrhein-Westfalen nur 20,8 Minuten. 14 Prozent der Facharztpatienten in Deutschland brauchen sogar mehr als eine halbe Stunde für diese Wegstrecke, während es in Nordrhein-Westfalen nur neun Prozent sind.
"Nordrhein-Westfalen kommt beim Fachärztemangel im Vergleich zur gesamten Bundesrepublik recht glimpflich davon", sagt Ulrich Rosendahl, Unternehmenssprecher bei der pronova BKK. "Das Problem der fachärztlichen Versorgung ist tendenziell umso größer, je dünner ein Gebiet besiedelt ist. Nordrhein-Westfalen ist deshalb vergleichsweise schwächer betroffen, da es nicht nur das bevölkerungsreichste, sondern auch das mit Abstand am dichtesten besiedelte Flächenland in Deutschland ist."
Zu wenig Zeit für Erkrankte
Einmal in der Praxis angekommen, bekommen die Nordrhein-Westfalen den großen Andrang bei der Behandlung allerdings ebenso stark zu spüren wie die Deutschen insgesamt. Nach negativen Erfahrungen bei ihrem letzten Praxisbesuch gefragt, geben die meisten Patienten und Patientinnen Probleme an, die durch Zeitdruck entstehen: 36 Prozent der deutschen und 37 Prozent der nordrhein-westfälischen Patienten ärgerten sich über lange Wartezeiten in der Praxis. 25 Prozent deutschlandweit und 26 Prozent in NRW sahen sich durch Zeitmangel gestresstem Personal gegenüber. 21 Prozent der Patienten und Patientinnen in der gesamten Republik und 24 Prozent in Nordrhein-Westfalen zeigten sich unzufrieden, weil Arzt oder Ärztin sich zu wenig Zeit für sie genommen haben.
Zur Studie
Die Studie "Gesundheitsversorgung 2016" untersucht, welche Rolle die medizinische Versorgung bei der Wohnortwahl spielt, wie oft die Deutschen zum Arzt gehen, welche Erfahrungen sie dort machen und wie die heutige und die zukünftige medizinische Versorgung eingeschätzt werden. Die Daten wurden in einer repräsentativen Online-Befragung von 1.639 Bundesbürgern ab 18 Jahren im Auftrag der pronova BKK im Juli und August 2016 erhoben. In Nordrhein-Westfalen wurden 500 Bürger und Bürgerinnen befragt.
Über die pronova BKK
Die pronova BKK ist aus Zusammenschlüssen der Betriebskrankenkassen großer Weltkonzerne wie z.B. Bayer, BASF, Ford, Continental oder Hapag-Lloyd entstanden. Die Kasse ist bundesweit für alle Interessierten geöffnet. Über 670.000 Kundinnen und Kunden schätzen die persönliche Betreuung, den exzellenten Service und die umfassenden Leistungen.
Die pronova BKK ist mit einem dichten Geschäftsstellennetz an rund 80 Kundenservice- und Beratungsstellen vertreten. Sie gehört zu den fünf größten Betriebskrankenkassen und zu den größten Krankenkassen in Deutschland. Weitere Informationen unter www.pronovabkk.de.