Zwischenbilanz der Verteilung Zahl der unbegleiteten minderjährigen Migranten in NRW seit November 2015 um 66 Prozent gestiegen
Kreis · NRW erfüllt 92 Prozent der Aufnahmequote / 78 Prozent der seit November 2015 verteilten jugendlichen Migranten sind zwischen 1998 und 2000 geboren, der Großteil kommt aus Afghanistan, Syrien und Irak / 92 Prozent männlich, 8 Prozent weiblich / Übersicht zu den Aufnahmezahlen aller Jugendämter in NRW
Seit dem 1. November 2015 werden minderjährige Migranten, die unbegleitet nach Deutschland einreisen, gleichmäßig auf Bundesländer und Kommunen verteilt. In Nordrhein-Westfalen organisiert dies die Landesstelle für die Verteilung unbegleiteter ausländischer Minderjähriger in Nordrhein-Westfalen (Landesstelle NRW). Der Landschaftsverband Rheinland (LVR), bei dem die Landesstelle NRW angesiedelt ist, hat nun im Rahmen einer Zwischenbilanz Zahlen zur Verteilung vorgestellt.
Aktuell leben rund 67.500 junge Migranten in Deutschland, die ohne Eltern oder Sorgeberechtigte eingereist sind. 13.100 von ihnen sind in NRW untergebracht (19,5 Prozent). Das Bundesland erfüllt damit rund 92 Prozent der nach Königsteiner Schlüssel festgelegten Aufnahmequote und gehört zu den Ländern, die weitere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen. Die Schließung der Balkanroute macht sich jedoch auch in NRW bemerkbar. Während im November 2015 noch rund 2.400 junge Menschen untergebracht werden mussten, waren es im März 2016 nur noch rund 600.
Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Migranten: Die Quotenerfüllung der Bundesländer im Vergleich (Stand: 15.4.2016)
Grundlage für die Verteilung auf die Jugendämter der Kommunen ist ein tagesaktuell ermittelter Schlüssel. Zurzeit nehmen Kommunen einen unbegleiteten minderjährigen Migranten pro 1.320 Einwohner auf. Zu den Jugendämtern, die weit über diese Quote hinaus junge Migranten unterbringen, gehören die Städte Dortmund (Quotenerfüllung: 204 Prozent), Aachen (304 Prozent), Bielefeld (186 Prozent) und Köln (132 Prozent). "Ziel der neu geregelten Verteilung war eine Entlastung der Kommunen, die zuvor aufgrund ihrer geografischen Lage besonders viele allein reisende Migranten aufnehmen mussten. Zwar gibt es auch heute noch eine Ballung in bestimmten Städten. Ohne die NRW-weite gleichmäßige Verteilung auf alle Kommunen hätten die betroffenen Jugendämter jedoch keine Chance gehabt, die Versorgung und Unterbringung in zumutbarer Art und Weise zu organisieren", so LVR-Jugenddezernent Lorenz Bahr.
Über das Alter und die Herkunft liegen Daten ab dem Beginn der Verteilung im November 2015 vor: Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen, die Jugendämter in NRW unterbringen, sind männlich (92 Prozent), nur 8 Prozent sind weiblich. Über 80 Prozent stammen aus Afghanistan (42 Prozent), Syrien (28 Prozent) oder dem Irak (11 Prozent). Rund 10 Prozent kommen aus Guinea (3 Prozent), Marokko (2 Prozent), Somalia (2 Prozent) oder dem Iran (2 Prozent). Der Löwenanteil der ohne Begleitung einreisenden jugendlichen Flüchtlinge ist zwischen 1998 und 2000 geboren (1998: 23 Prozent, 1999: 37 Prozent, 2000: 18 Prozent). Ein kleiner Anteil der unbegleiteten Flüchtlinge (2 Prozent) ist in den Jahren 2007 bis 2015 geboren.
Nationalität: Herkunftsländer der seit November 2015 in NRW eingereisten unbegleiteten minderjährigen Migranten (Stand: 21.4.2016)
Zu Beginn der gleichmäßigen Verteilung minderjähriger Migranten auf alle Kommunen stellte die Aufnahme insbesondere für kleinere Jugendämter eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Es mussten nicht nur Sprachbarrieren überwunden werden. Auch der Umgang mit traumatisierten Jugendlichen, das Schaffen von Plätzen in Jugendhilfe-Einrichtungen und Pflegefamilien sowie der Aufbau von interkulturellen Kompetenzen standen im Fokus. Das LVR-Landesjugendamt hat Jugendämter mit Fachveranstaltungen, Beratung, Richtlinien und Fortbildungsangeboten zum Thema unterstützt. "Die Jugendämter und Träger in NRW haben sich mit großem Einsatz ihrer neuen Aufgabe gestellt. Es wurden Kompetenzen aufgebaut und Netzwerke gebildet, um geflüchteten Kindern und Jugendlichen einen guten Start in Deutschland zu ermöglichen", so Bahr weiter.