Bis 1. Mai im Neanderthal Museum Sonderausstellung „Zwerge und Riesen“

Kreis · Wer sie noch nicht gesehen hat, sollte sich beeilen: Noch bis Sonntag, 1. Mai, ist im Neanderthal Museum in Mettmann die Sonderausstellung "Zwerge und Riesen — eine Frage der Perspektive" zu sehen.

Foto: Neanderthal Museum

Die Ausstellung erzählt Geschichten von tatsächlichen und fiktiven Zwergen und Riesen. Mittels ausgewählter Exponate, Audiotexte und anderen Medien wird die Sonderausstellung zu einem Erlebnis für die ganze Familie. Die Besucher können sich vor der Promi-Fotowand mit Dirk Nowitzki und Lionel Messi vergleichen, im Ames-Raum optischen Täuschungen erliegen, sich auf dem Riesenstuhl wie ein Zwerg fühlen, Märchen an den Hörstationen lauschen oder auch gemütlich im Bett liegen und lesen. Archäologische Exponate und mediale Installationen informieren über die zahlreichen Facetten des Themas.

Zwerge und Riesen tummeln sich in Mythen, Sagen und in der Volkskunde — von der griechischen Mythologie über Grimm's Märchen bis zur zeitgenössischen Fantasy-Literatur mit Harry Potter und Tolkien. Während die Riesen bedrohlich am Rande der Gesellschaft stehen und als mächtig, kriegerisch, plump und unkultiviert gelten, gelten die Zwerge meistens als listig, klug, gierig und mürrisch und leben heimlich unter den Menschen.
Während die literarischen Figuren vor allem mit negativen stereotypen Charaktereigenschaften belegt sind, haben die kleinen und großen Menschen jenseits der Norm nichts mit diesen Kunstfiguren gemein. In der menschlichen Biologie sind Unterschiede in der Körpergröße gruppenspezifisch oder individuell angelegt. Unsere Gene legen neben vielen weiteren Faktoren nur zum Teil die Körperlänge fest.
Bereits in der menschlichen Entwicklungsgeschichte zeigen die verschiedenen Arten von Homo und dessen Vorläufern eine große Variabilität in der Körpergröße, an dessen unterem Rand der nur einen Meter kleine Homo floresiensis steht. Aber die Körpergröße ist innerhalb der Arten auch schon bei unseren frühen Vorfahren vor über 1,5 Millionen Jahren individuell ausgeprägt.
Kleine wie auch große Menschen werden im Laufe der Zeit unterschiedlich wahrgenommen. Die Hofzwerge beispielsweise genossen im 16. Jahrhundert hohes Ansehen. Kleinwüchsige Menschen waren bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein gesellschaftlich anerkannte und auch vermögende Persönlichkeiten. Erst seit der industriellen Revolution wurden sie aus der Mitte der Gesellschaft in einen Kuriositätenzirkus gedrängt. Die Faszination für die Abweichung von der Norm wurde im 19. Jahrhundert auf Jahrmärkten bedient. Doch Zwerge und Riesen werden als Kleinwüchsige und Großwüchsige, als Figuren aus der deutschen Mythen- und Märchenkultur weiterhin präsentiert.
Heute findet die Zurschaustellung von klein- und großwüchsigen Menschen in den populären Medien statt. Der "größte Mann der Welt" oder die "kleinste Frau der Welt" sind immer noch eine Schlagzeile wert, obwohl wir heute vermeintlich politisch korrekt und inklusiv mit klein- wie großwüchsigen Menschen umgehen. Trotzdem begegnen sie im wahren Leben immer wieder Vorurteilen und müssen Barrieren meistern.

Die Ausstellung im Neanderthal Museum lädt dazu ein, die eigene Körpergröße und die anderer Menschen wahrzunehmen und einen aktiven Perspektivwechsel zu erleben.
Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die regionale Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland.
Weitere Informationen zur Sonderausstellung gibt es unter www.neanderthal.de.

(Schaufenster Mettmann)