Jens-Christian Holtgreve und ME-Impulse organisieren keinen Weinsommer 2019 "Wenn um 10 cm hier und ein paar Stühle dort diskutiert wird..."

Mettmann · Jens-Christian Holtgreve ist eine Frohnatur. Normalerweise sprudelt es aus dem Vorstandsmitglied von ME-Impulse gut gelaunt nur so heraus, wenn er bei Pressekonferenzen das Wort hat.

Tief bewegt: Jens-Christian Holtgreve, Andreas Konrad und Bettina Barth teilen der Presse mit, dass es keinen Weinsommer 2019 mit ME-Impulse geben wird.

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Heute konnte man einen anderen, emotional sehr bewegten Jens-Christian Holtgreve erleben. Grund dafür war die Ankündigung, dass er und ME-Impulse den Weinsommer 2019 nicht organisieren werden. "Es wird unter meiner Regie keinen Weinsommer 2019 geben", sagte Holtgreve. "Man kann von den Sicherheitsauflagen halten was man will und natürlich ist die Sicherheit auch unser höchstes Anliegen, doch mit den Auflagen, die uns jetzt gemacht werden, kann ich den Weinsommer nicht so stattfinden lassen, wie ich ihn mir vorstelle." Auflagen der Stadt hätten nun dafür gesorgt, dass Holtgreve auf rund 80 Prozent der rund 600 Sitzgelegenheiten beim Weinsommer hätte verzichten müssen. "Es gibt ein neues Auflagenpaket, das sich nach dem Orientierungsleitfaden für Großveranstaltungen richtet, zu denen wir mittlerweile aus Sicht der Stadt gehören. Und da liefen die Gespräche auf einmal so ab: Das habt Ihr zu machen, basta. Ein Diskussion war da überhaupt nicht mehr möglich."

Was bei Holtgreve emotional und tief traurig klingt, wird in den Worten des Vorstandssprechers noch um einiges schärfer. "Unter den aktuellen Bedingungen der stetig steigenden Sicherheitsauflagen, die der Genehmigungsbehörde als unumgänglich erscheinen und unter dem Eindruck eines unkooperativen Umgangs miteinander sehen wir keine Möglichkeit, den Weinsommer 2019 auszurichten", so Andreas Konrad.

Laut ME-Impulse wurde der Weinsommer in den letzten neun Jahren von Menschen mit Leidenschaft organisiert und veranstaltet, die mit ihrer Arbeit einen enormen Wert für Mettmann kreiert haben. "Ehrenamtlich, mit viel Herzblut, mit Liebe zum Detail und vor allem mit Liebe zum Menschen. Denn sie machen es für Menschen", so Andreas Konrad. "Hier gilt unser Dank einmal mehr vor allem dem Organisationsleiter Jens-Christian Holtgreve. Aber eines gilt genauso: Bei solchen Veranstaltungen ist neben Teamwork ein hohes Maß an Kooperationswille und Sinn für das Gemeinwohl gefragt. Auch ein Verein kann unter den heutigen komplexen Bedingungen alleine nicht agieren. Um gemeinsam mit allen Akteuren zielführend zu arbeiten ist gegenseitiges Vertrauen notwendig. Das führt dann dazu, dass der eine da unterstützt, wo der andere gerade Schwierigkeiten hat. Teamgeist eben."

Das habe in den ersten Jahren des Weinsommers gut funktioniert. "An dieser Stelle legen wir Wert darauf, unsere Haltung zum Thema Sicherheit zu verdeutlichen: Es ist unstrittig und eindeutig unsere gemeinsame Auffassung, dass die Sicherheit der Menschen Priorität hat. Genauso ist es allerdings unsere Auffassung, dass es eine 100%ige Sicherheit nicht geben kann. Es gilt, das eine zu tun ohne das andere zu lassen", so Konrad weiter. ME-Impulse vermisst Kompromissbereitschaft bei der Stadt. "Es müssen doch die bestmöglichen Kompromisse gefunden werden. Und das geht nur, indem alle Beteiligten vertrauensvoll und kompromissbereit miteinander arbeiten. Es gilt also bei allen Entscheidungen gemeinsam abzuwägen und zu einem gemeinsamen Ziel zu kommen. Dies scheint uns nicht mehr gegeben. Wenn um 10 cm hier und ein paar Stühle dort (nur Beispiele) diskutiert wird, kann es nach vernünftigem Abwägen und menschlichem Ermessen nicht mehr um die Sache gehen."

Die Stadt äußert sich in einer eigenen Pressemitteilung, die wenig Fingerspitzengefühl zeigend, kurz vor der Pressekonferenz, auf der Homepage der Stadt erschienen ist. Darin heißt es: "Mit großem Bedauern hat Bürgermeister Thomas Dinkelmann zur Kenntnis genommen, dass Mettmann Impulse den Weinsommer nicht mehr durchführen wird. Darüber ist er in einem Schreiben von Andreas Konrad, dem Sprecher der Mettmanner Werbegemeinschaft, informiert worden."

Bürgermeister Dinkelmann wolle nun "alles daransetzen", dass das beliebte Fest in diesem Jahr und auch künftig in gewohnter Atmosphäre und so erfolgreich wie bisher auf dem Markt veranstaltet werde.

Heißt im Klartext: Die Stadt möchte das Weinfest, das "Baby Jens-Christian Holtgreves", nun selbst organisieren. Der sagt, darauf angesprochen, sarkastisch: "Das sollen sie mal nicht unterschätzen, viel Spaß damit!"

(Schaufenster Mettmann/FF)