Kohlenmonoxid - die schleichende Gefahr Geruchlos, geschmacklos, unsichtbar und leise

Kreis · Kohlenmonoxid ist ein besonders tückisches Gift: Bis zu 1.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr daran, dazu kommen mehrere tausend Verletzte. Auslöser sind meist defekte Feuerstätten sowie der unsachgemäße Gebrauch von offenen Flammen oder Verbrennungsmotoren in geschlossenen Räumen.

Mit Warnmeldern ließe sich das Risiko in den Griff bekommen.

Das Gift kommt still und unsichtbar, geruchlos und schleichend: Kohlenstoffmonoxid (umgangssprachlich Kohlenmonoxid genannt oder einfach als CO abgekürzt) sorgt in Deutschland täglich für Einsätze von Rettungsdienst und Feuerwehr. Das Gas entsteht bei der unvollständigen Verbrennung von Holz, Gas, Öl oder Kohle und hemmt die Sauerstoffaufnahme des menschlichen Körpers (siehe Infokasten: Das Atemgift). Nicht immer kommen die Helfer noch rechtzeitig: Es sind vor allem Unglücke wie der CO-Tod von sechs jungen Menschen im Frühjahr 2017 in einer Gartenhütte in Arnstein (Unterfranken), die das Risiko in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

Solche Tragödien spielen sich immer wieder ab. Experten rechnen mit bis zu 1.000 Todesfällen durch Kohlenmonoxidvergiftung jährlich allein in der Bundesrepublik Deutschland. Die Dunkelziffer ist hoch, weil nicht jede CO-Vergiftung erkannt wird. In anderen Ländern sieht es ähnlich aus: "CO ist die häufigste Ursache für unfallbedingte tödliche Vergiftungen in Industrieländern weltweit" erklärt Nina Glaser vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Spezielle Warnmelder können das Risiko von CO-Vergiftungen in Privathaushalten wirksam minimieren. Das zeigen regelmäßig Fälle, in denen Bewohner rechtzeitig von solchen Geräten vor der ansteigenden Kohlenmonoxid-Konzentration im Raum gewarnt worden sind. Diese rund um die Uhr wachsamen Sensoren sind deshalb wichtig, weil der Mensch das Gas mit seinen Sinnen nicht wahrnehmen kann. Und auch die typischen Symptome einer beginnenden CO-Vergiftung wie Müdigkeit, Übelkeit und Schwindel lassen sich nur schwer dem unsichtbaren Atemgift zuordnen.

Bislang sind CO-Warnmelder in Deutschland noch wenig verbreitet. Denn sie sind hierzulande wenig bekannt und ihre Installation ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Andere Länder sind hier deutlich weiter. So verlangt beispielsweise Kalifornien seit Januar 2011, dass in Einfamilienhäusern mit Gas- oder Ölheizung CO-Warnmelder installiert werden müssen. Heute sind in 32 US-Staaten ähnliche Regelungen in Kraft, weitere sollen nachziehen. Auch Kanada und Großbritannien setzen auf diese lebensrettende Technik. So ist es seit 2015 in England Pflicht, in jedem Wohnraum eines Mietobjektes, der eine Wärmequelle auf Verbrennungsbasis enthält, einen CO-Warnmelder einzubauen.

In Deutschland wird sich im Januar 2018 ein "Arbeitskreis Kohlenmonoxid" gründen. Er soll das Wissen über CO-Gefahren im häuslichen Umfeld fördern und in der Öffentlichkeit bekannt machen. An dem Gremium wollen sich unter anderem Feuerwehren, Schornsteinfeger, Prüfinstitute, Fachverbände aus dem Bereich Brandschutz sowie Unternehmen aus der Sicherheitsindustrie beteiligen. "Die Medienberichterstattung zu CO-Vergiftungsfällen zeigt, wie aktuell das Thema ist. Gleichzeitig besteht erheblicher Informationsbedarf bei der Frage, wie Vergiftungen erkannt und vermieden werden können," sagt Anne Wentzel, Sprecherin des in Gründung befindlichen Arbeitskreises.

Beispielsweise wissen viele Menschen nicht genau, was ein Kohlenmonoxid-Warnmelder leisten kann (siehe Infokasten: "Kluger Kasten"). Denn die Geräte sehen zwar ähnlich aus wie die in Deutschland vorgeschriebenen Rauchwarnmelder, sie arbeiten technisch aber ganz anders und haben auch ein anderes Schutzziel. "Ein Wohnungsbrand ist immer ein punktuelles Ereignis mit akuter Gefahr, vor welchem der Rauchwarnmelder die Menschen insbesondere im Schlaf frühzeitig warnt", erklärt Arbeitskreis-Sprecherin Wentzel, "der Austritt von CO ist dagegen ein schleichender Prozess, den auch wache Menschen nicht von sich aus feststellen können — deshalb sind sie auf die Sensorik eines Warnmelders angewiesen".

Warum rückt das Risiko CO gerade heute ins Bewusstsein der Menschen? Schließlich sind Vergiftungen durch Kohlenmonoxid ein uraltes Phänomen. So sagt Prof. Klaus Püschel, Direktor des Institutes für Rechtsmedizin der Uniklinik Hamburg-Eppendorf: "Seit es Feuer gibt, gibt es ein Problem mit CO in Wohnräumen". Wahrscheinlich war das Bewusstsein für das Risiko einst sogar höher als heute. Denn als fast überall mit Stadtgas (das im Gegensatz zur Erdgas auch CO enthält), mit Kohle und mit Holz geheizt wurde, wussten die Menschen auch, dass solche Öfen bei unzureichender Luftzufuhr gefährlich sind — auch wenn sie die chemischen und biologischen Zusammenhänge nicht kannten.

Gewandelt hat sich nicht nur die Energietechnik, sondern auch die Bauweise: Die Hülle von Wohngebäuden (also Außenwände, Fenster und Türen) ist heute viel dichter als noch vor wenigen Jahren. So gibt es wenig natürlichen Luftaustausch, was eine CO-Belastung in den Räumen schneller ansteigen lässt. Oft sind defekte Heizungen und Thermen im Keller die Auslöser von CO-Unglücken (häufig nach fehlender Wartung oder gar Manipulation). Aber auch bei der unsachgemäßen Lagerung von Holzpellets kann das gefährliche Gas entweichen. Es dringt durch Decken und Wände und verbreitet sich so im kompletten Haus. Das hohe Diffusionsvermögen durch Wände und Decken hindurch ist einer der Gründe, dass bei CO-Einsätzen in Mehrfamilienhäusern oft sehr große Verletztenzahlen zu verzeichnen sind.

Auch der Betrieb von Heizpilzen im Hobbykeller und der Einsatz vermeintlich kleiner Wärmequellen wie Gaskochern im Campingzelt können tödlich enden. Besonders häufig werden die Feuerwehren zu Menschen gerufen, die Holzkohlengrills in Innenräumen zum Heizen verwenden wollten — oder zu Shisha-Bars, wo die CO-Konzentration in der Raumluft oft deutlich erhöht ist.

Die Brandschützer haben auch maßgeblich dazu beigetragen, dass immer mehr Vergiftungen rechtzeitig erkannt werden. Denn in vielen Städten sind die Einsatzkräfte seit einigen Jahren mit mobilen CO-Warnern ausgestattet. Diese Geräte erleichtern die richtige Diagnose, wenn die Ersthelfer zu Menschen mit unklaren Beschwerden gerufen werden. Seither hat die Zahl der gemeldeten CO-Vergiftungen deutlich zugenommen. Und die Behandlung kann schneller und gezielter erfolgen, wenn man dem gefährlichen Gift rechtzeitig auf die Spur kommt.

Gefährliches Atemgift

CO blockiert die Aufnahme von Sauerstoff. Im Notfall hilft nur die Druckkammer.

Was eigentlich macht Kohlenmonoxid so gefährlich für den Menschen? Schließlich kommt das Gas ja in geringsten Spuren sogar als Botenstoff in unserem Organismus vor. Es ist die Konzentration, die CO zum tödlichen Gift macht: Seine Moleküle behindern die lebenswichtige Aufnahme von Sauerstoff im Blut, weil sie sich rund 200-fach stärker an das Hämoglobin binden, als es der Sauerstoff kann.

Der Sauerstoff steht also bei einer Vergiftung mit CO dem Stoffwechsel nur noch unzureichend zur Verfügung. Das wirkt sich zunächst auf den Blutkreislauf aus, welcher das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen kann. Dadurch werden Stoffwechselprozesse in den Körperzellen eingeschränkt und diese sterben ab. Zuerst sind dabei Nervenzellen betroffen.

Für Ärzte und die Mitarbeiter im Rettungsdienst gibt der Anteil des an CO-Moleküle gebundenen Hämoglobins (CO-Hb) gegenüber den Sauerstoff transportierenden Blutkörperchen einen wichtigen Hinweis auf die Schwere einer Vergiftung. Ab 50 Prozent CO-Hb besteht Lebensgefahr. Messen lässt sich dieser Wert bei einem Rettungsdiensteinsatz schnell und unkompliziert mit einem entsprechend ausgestatteten Pulsoximeter. Das ist ein Messgerät, das auf die Fingerspitze geklemmt wird und die Pulsfrequenz sowie die Sättigung von Sauerstoff im Blut anzeigt.

Die wichtigste Therapie gegen eine CO-Vergiftung ist die Gabe von Sauerstoff. In schweren Fällen kommen dabei Druckkammern zum Einsatz. In diesen Räumen werden die Patienten dann unter erhöhtem Umgebungsdruck mit reinem Sauerstoff beatmet.

Wie funktioniert ein CO-Warnmelder?

CO-Warnmelder messen über einen elektrochemischen Sensor kontinuierlich die Konzentration von Kohlenmonoxid in der Raumluft. Übersteigt dieser Wert eine festgelegte Grenze, warnen die Melder die Bewohner mit einem durchdringenden akustischen Signal.

Die Konzentration von Kohlenmonoxid wird in ppm (parts per million) gemessen. Dieser Wert gibt an, wie viele Moleküle CO sich in einer Million Luftmoleküle befinden. Einige Melder zeigen die Werte auf einem Display an. Als unkritisch gelten bis zu 43 ppm CO in der Raumluft. Liegt der Wert darüber, löst der Melder nach einer bestimmten Zeit aus. Diese Phase kann zwischen 90 Minuten (knapp über 43 ppm) und zwei Minuten (über 150 ppm) liegen.

Die Grenzwerte von CO-Warnmeldern sind so gewählt, dass Menschen möglichst früh und ohne gesundheitliche Risiken vor dem gefährlichen Gas geschützt werden. Mediziner gehen davon aus, dass bei 200 ppm nach einer halben Stunde leichte Vergiftungssymptome auftreten. Ab 3.000 ppm kann die Vergiftung nach wenigen Minuten tödlich sein.

Hochwertige CO-Warnmelder für den privaten Bereich sind von einem anerkannten Prüfinstitut geprüft und zertifiziert nach der Euronorm EN 50291 und — wie auch Rauchwarnmelder — mit einer fest eingebauten 10-Jahres-Batterie ausgerüstet. Das reduziert den Wartungsaufwand erheblich. Zudem lassen sich einige Modelle mit weiteren Warnmeldern in einer Wohnung oder einem Haus drahtlos vernetzen.

(Schaufenster Mettmann)