VdK fordert Gesamtkonzept zur Bekämpfung zunehmender Armut
Kreis · "Die neuen Zahlen der Statistiker in Wiesbaden zur Armut sind besorgniserregend und erfordern schnelles Handeln. Erneut ist die Armut in Deutschland angestiegen. Sie ist ein drängendes soziales Problem und ein unhaltbarer Zustand, den die Bundesregierung schnell angehen muss", mahnt Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, anlässlich aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamts.
Demnach waren 20,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland — das sind 16,5 Millionen Menschen — im Jahr 2014 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
Die Daten der Statistiker bestätigen leider die langjährigen Warnungen des VdK zur sich verschärfenden Armutssituation vieler Menschen in der Bundesrepublik. "Besonders betroffen sind Kinder, Erwerbsminderungsrentner, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und auch immer mehr ältere Menschen. Arbeitslosigkeit, nicht bedarfsgerechte Grundsicherungsleistungen, niedrige Löhne, mit denen man keine Familie ernähren kann, Renten, die kaum zum Leben reichen und Frauen, die Angehörige pflegen oder Kinder erziehen, in der Teilzeitfalle: All das hat die Armutstendenzen in Deutschland in den letzten Jahren verstärkt", betont Mascher.
"Wenn 16,5 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, müssen zügig konkrete Maßnahmen eingeleitet werden, um drohende Armut erst gar nicht entstehen zu lassen und bestehende Armut wirksam zu bekämpfen", so die VdK-Präsidentin. Der Sozialverband VdK fordert hierzu ein Gesamtkonzept: "Armutsvermeidung ist eine Querschnittsaufgabe, derer sich Steuerpolitik, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, Gesundheitspolitik und Bildungspolitik gleichermaßen annehmen müssen."
So müssten etwa prekäre Beschäftigungsformen wie Minijobs sowie Leih- und Zeitarbeit zurückgedrängt und der Mindestlohn so erhöht werden, dass Beschäftigte in Vollzeit mit dem Arbeitseinkommen für den Lebensunterhalt sorgen und eine angemessene Alterssicherung über Grundsicherungsniveau aufbauen können. Auch in der Rentenpolitik müsse weiter nachgebessert werden, denn der Trend zur Altersarmut halte an. "Wir fordern weiter vehement ein stabiles Rentenniveau und die Abschaffung der Abschläge bei den Erwerbsminderungsrenten", so Mascher. Auch müsse der Kampf gegen Bildungsarmut eine zentrale Aufgabe für die Politik werden. "Bildung ist entscheidend für die späteren Perspektiven in der Gesellschaft. Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist stärker als früher dafür entscheidend, den Zugang zu einer gelingenden Lebensplanung zu eröffnen und die Gefahr eines sozialen Abstiegs zu verringern." Zudem sei es endlich an der Zeit, sehr hohe Vermögen und Erbschaften stärker zu besteuern.
"Die Bekämpfung der Armut in allen Altersgruppen muss an erster Stelle stehen. Sonst besteht die große Gefahr, dass aus Kinder- und Erwerbsarmut später Altersarmut wird. Armut darf in einem so reichen Land wie unserem nicht zur Normalität werden", mahnt Mascher.