Ein Herz für Wespen und Hornissen
Mettmann · Bald ist sie wieder da, die Wespenzeit. Die kleinen Nervensägen schwirren dann um das Grillbüffet und treiben die Menschen in den Wahnsinn.
Wespen und Hornissen haben einen denkbar schlechten Ruf. Völlig zu Unrecht wie Helge Wieschke sagt. "Insgesamt gibt es nur drei Wespenarten bei uns, die so aggressiv sind", sagt der "Sachkundige für Hautflügler", der für die Untere Landschaftsbehörde im Kreis Mettmann unterwegs ist, um gemeldete Völker umzusiedeln. Wieschke möchte Aufklärungsarbeit leisten. "Wespen und Hornissen sind falsch verstandene Insekten. Die meisten sind jagende Frischfleischfresser und daher sehr nützlich." Die Arten, die uns plagen, fressen Süßes und schon totes Fleisch. Deren Nester sind meist an dunklen Orten, in Rollladenkästen oder Lüftungsschächten.
"Völker, die im Hellen ihre Nester bauen, sind meist harmlos", sagt Helge Wieschke, der die Bevölkerung aufruft, die Tiere zu beobachten. "Die Völker beginnen jetzt, ihre Nester zu bauen und im Anfangsstadium ist es noch einfach, sie umzusiedeln. Wichtig ist, dass sich die Leute rechtzeitig melden." Wieschke wird bei gemeldeten Fällen gerufen und siedelt die Völker dann in Imkerschutzkleidung um. "Ich muss alle Tiere fangen, denn übrig gebliebene Tiere suchen lange nach ihrem Nest und sind desorientiert." Er bringt die Völker dann in den Wald oder ein ihm vom Kreis zugewiesenes Areal. "Jetzt geht das noch völlig unproblematisch, doch schon Mitte Juli ist es meist zu spät."
Doch das heißt nicht, dass die Nester in jedem Fall vernichtet werden müssen. "Ich leiste auch Aufklärungsarbeit und gebe Tipps, mit den Nestern zu leben." Und da die meisten der rund 20 bei uns lebenden Wespenarten und vor allem die beiden lokalen Hornissenarten friedlich sind, hat er damit auch oft Erfolg. Die Hornissen haben es dem gelernten Schreiner dabei besonders angetan. "Die Tiere sind absolut faszinierend und im Kreis gibt es sehr viele Hornissenvölker." Helge Wieschke ist ehrenamtlich für den Kreis aktiv, eine "Nestbeseitigung" kostet trotzdem 25 Euro - für Anfahrt und Beratung. Verglichen mit den Preisen der üblichen Kammerjäger, die meist alles vernichten, ein Schnäppchen. Und viel lernen kann man im Gespräch mit dem "Anwalt der falschverstandenen Insekten" allemal...
Info
Kreis Mettmann, Untere Landschaftsbehörde, Am Kolben 1, 40822 Mettmann, www.kreis-mettmann.de, Tel. 02104—99—2812, 99—2815